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Die Autolobby hat neue Ausreden gefunden. - Heinz Ruffieux - 16.01.2019

Nachdem offenbar die meisten der Autolobby begriffen haben, dass das Argument der beschränkten Reichweite langsam etwas "ausgelatscht" und nicht mehr haltbar ist und nun viele sogar begriffen haben, dass es unterdessen genügend Ladestellen für die heutige Anzahl der E-Autos gibt (entsprechende Kommentare nehmen ab), hat nun die Autolobby ein neues Argument gefunden:

Die Umweltverträglichkeit der Litiumproduktion, wie auch der Kobaltproduktion!
Beispiel: https://edison.handelsblatt.com/erklaeren/lithium-abbau-und-gewinnung-umweltgefahren-der-lithiumfoerderung/23140064.html

Da kommt zunächst bei mir, der sich seit mehr als 5 Jahren mit der Elektromobilität beschäftigt und ein Automechaniker Fahigkeitszeugnis sein eigen nennt, zunächst schon mal grosses Erstaunen auf: Seit wann kümmert sich denn die Autolobby, ohne gesetzlichen Tritt in den Hintern, um Umweltschutz und sogar um Umweltschutz an welchem sie gar nicht beteiligt ist????

Wie auch immer: Das Argument poppt vermehrt auf und mit diesem möchte hier mal etwas aufräumen:

Konkret wird vermehrt das Argument aufgebracht, dass die Batterieproduktion eine ungeheure Menge an Wasser braucht, welches dann in den entsprechenden Regionen (vornehmlich in Südamerika) fehlt.

Um es vorweg zu nehmen, die Lithiumproduktion verwendet tatsächlich eine grosse Menge an Wasser in den Ländern in welchen heute Lithium primär gefördert wird! Dabei ist aber folgendes zu beachten:

  1. Das verwendete Wasser/Lithium Gemisch wird aus dem Boden gepumpt und verdunstet anschliessend. Somit wenig zusätzliche Belastung der Umwelt.

  2. Lithium kann auch hier in Europa, hoffentlich unter besseren Bedigungen, gefördert werden, nur war dies bisher nicht rentabel. Das wird sich relativ schnell ändern.

  3. Lithium wird nicht nur in Elektroautos verbraucht. Seit 2 Jahrzehnten verbrauchen wir grosse Mengen an Lithium für die Produktion von Batterien für Handy's, Laptops, Tablets, Werkzeuge, etc. Komisch, dies schien offenbar bisher niemanden zu stören! Wer ein Problem hat mit der Art und Weise der Lithiumproduktion, müsste somit konsequenterweise sein Handy sofort sauber recyclen lassen und nie mehr ein Gerät kaufen mit Li-Ion Batterie. Bohrmaschinen und andere Werkzeuge funktionieren auch direkt am Netz. Alles andere wäre Heuchlerei.
    Die nachstehende Grafik ist zwar nicht mehr die neueste und der Batterieanteil dürfte inzwischen deutlich zugelegt haben. Sie zeigt aber dennoch auf, dass Lithium bei weitem nicht nur für Batterien verwendet wird:
    [Bild: Lithiumverbrauch-nach-Techn_de-676x370.png]


  4. Der durch die Elektromobilität verursachte höhere Bedarf hat zur Folge, dass die Preise für Lithium und insbesondere auch Kobalt extrem gestiegen sind.
    [Bild: Preise-LiCarb_de.png]
    Dies wird die Industrie zwingen, bessere Lösungen zu finden. Hier ist Tesla führend und hat bereits den Kobaltanteil auf einen Viertel des normalen Anteils reduziert. Desweiteren ist die Industrie daran, andere batterietaugliche Rohstoffe zu finden.
    Die Elektromobilität ist nicht die Lösung für alles! Dessen war ich mir beim Kauf meines Autos vollständig bewusst. Wir werden langfristig nicht drum herum kommen, unseren Ressourcenverbrauch generell zu senken. Sei es durch Selbsteinschränkung, reduzierter Population, oder was auch immer!

  5. Der Anteil der E-Autos und Busse aus dem Jahre 2016 betrug, ca 64%. Der Rest wird in allen Arten von mobilen Geräten verwendet. Dieser Anteil mag sich in den letzten 2 Jahren etwas erhöht haben.
    [Bild: Lithiumbatterieverb-nach-Techn_de.png]

  6. Die Oelförderung braucht noch viel grössere Mengen an Wasser und dies seit Jahrzehnten. Bei einem Oelfeld können nur ca. 30% des vorhandenen Oels normal gepumpt werden. Danach wird einfach aufbereitetes Wasser (meist Meerwasser) in das Loch gepumpt, um den Druck aufrecht zu erhalten und somit das Oel bei einem anderen Loch wieder abschöpfen zu können. Was danach mit dem Wasser passiert? Ich weiss es nicht, aber wahrscheinlich bleibt es einfach für alle Zeiten dort unten liegen.
    Weil die Oellobby damit natürlich keine Werbung macht, weiss dies heute fast niemand und scheint auch niemanden zu stören.

  7. Es wird noch besser: Zunehmend wird Oel durch sogenanntes "Fracking" gefördert bei welchem das Oel nicht aus einem Oelfeld (ein grosser unterirdischer See) sondern durch herauslösen des Oels aus Gestein gewonnen wird:

    Zitat:Beim Hydraulic Fracturing zum Zweck der Förderung unkonventioneller fossiler Kohlenwasserstoffe werden in die Bohrung, neben üblicherweise rund 10 Millionen Litern Wasser und Quarzsand, pro Bohrung 3 bis 12 verschiedene Chemikalien (u. a. Biozide) eingepresst, deren Gesamtanteil sich auf 0,5 bis 2 Volumenprozent beläuft. Die großen Volumina der eingepressten Fracfluide führen dabei zu einer entsprechend großen absoluten Menge an Chemikalien.[51] Beispielsweise ergab eine Untersuchung des US-Kongresses, dass zwischen 2005 und 2009 insgesamt 43 Millionen Liter Chemikalien verwendet wurden. Die Auswirkungen auf die Umwelt werden in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert und von Wasserversorgern in Deutschland kritisiert,[55] da einige der eingesetzten Chemikalien toxisch beziehungsweise laut der deutschen Gefahrstoffverordnung karzinogen, giftig oder anderweitig gesundheitsschädigend sind.[56]

    Auch hier sehr komisch: Das scheint die Autolobby keineswegs zu stören!
    Wenn man die obigen Angaben hochrechnet, kommt man zum Schluss, dass in den USA alleine in den Jahren 2005 bis 2009 neben den 43Mio Liter toxischen Chemikalien total 21.5 Milliarden (!!) Leiter Wasser verwendet wurde. Und Fracking ist ein relativ kleiner Teil der Erdölproduktion!

Es tut mir leid liebe Autolobby, aber dieses Argument ist eines der Schlechteren, welches ihr bringen könnt! Ihr werdet Euch wohl oder übel ein Neues suchen müssen!


Quellen: 
https://blog.energybrainpool.com/gibt-es-genug-lithium-um-den-bedarf-fuer-batterien-zu-decken/
http://closeloop.fi/wp-content/uploads/2017/05/Li-raw-materials-20170517.pdf
https://en.wikipedia.org/wiki/Water_injection_(oil_production)
https://de.wikipedia.org/wiki/Hydraulic_Fracturing#Verunreinigung_von_Wasser_und_B%C3%B6den
https://de.wikipedia.org/wiki/Lithium


RE: Die Autolobby hat neue Ausreden gefunden. - stephschwarz - 16.01.2019

interessant, dass es auf edison.handelsblatt.com auch anderes zum Nachlesen gibt: https://edison.handelsblatt.com/e-hub/so-viel-strom-brauchen-autos-mit-verbrennungsmotor/20826274.html?share=fb

Allenfalls ist es ja doch gut, dass dank der Elektroautos nicht nur die Verbrenner sauberer werden, sondern sogar noch umweltbewusst und genau hingucken dass die Akku-Grundmaterialien ja auch sauber und korrekt abgebaut werden, was ja in unser aller Sinn ist.
Mit den E-Autos werden wir den Planeten nicht retten. Mir geht es auch nicht darum, sondern um den Beitrag nicht noch schlechter zu machen. Gerne setze ich aber da an wo es richtig viel ausmacht. Am einfachsten ist es beim Fliegen. Oder grosse Wirkung hätte es bei Schiffen. Doch wie kann man hier in der CH grad bei Schiffen was bewirken? Kommen doch auch unsere Tesla leider nicht mit einem Elektroschiff nach Europa.


RE: Die Autolobby hat neue Ausreden gefunden. - stephschwarz - 16.01.2019

Electric Cars Are Cleaner Even When Powered by Coal

https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-01-15/electric-cars-seen-getting-cleaner-even-where-grids-rely-on-coal